Vermehrung durch Aussaat
Die Aussaat ist ein klassisches Beispiel, um Clematis zu vermehren. Viele botanische Clematis-Arten lassen sich durch Aussaat vermehren. Die Keimung dauert sehr unterschiedlich lange und kann zwischen 3 Wochen und bis zu 14 Monate betragen, denn einige Clematis sind Kaltkeimer (Frostkeimer). Bei Aussaaten ist es genetisch bedingt, dass die Sämlinge nicht immer identisch mit der Ausgangspflanze (Mutterpflanze) sind. Heimische Clematis fallen meistens „echt“ aus.
Vermehrung durch Stecklinge
Eine Vermehrung durch Stecklinge gelingt am besten vom späten Frühjahr bis zum frühen Sommer. Das benötigt etwas Erfahrung und Geschick. In der gärtnerischen Praxis werden so große Mengen an Pflanzen produziert. Man spricht hier von Massenvermehrungen. Die Vorgehensweise ist ähnlich wie bei anderen Pflanzen auch, die durch Stecklinge vermehrt werden.
Die Unterschiede zu anderen Stecklings Vermehrungen sind nicht von großer Bedeutung. Die Bewurzelung dauert 21 bis 35 Tage. Es werden vorwiegend Clematis Sorten vermehrt, die leicht zu bewurzeln sind. So erklärt es sich, dass oft nur ein sehr eingeschränktes Sortiment zur Verfügung steht. (z.B. bei Discountern) Praxisüblich bei der Stecklings Vermehrung ist eine Abdeckung mit Folie, das gewährleistet eine hohe Luftfeuchtigkeit und verhindert ein Vertrocknen der Stecklinge. Regelmäßiges Lüften ist unerlässlich. Direkte Sonneneinstrahlung muss vermieden werden.
Clematis montana und einige andere Arten, lassen sich auch gut durch Steckholz vermehren.
Das kann in den Wintermonaten geschehen. Sie müssen auf jeden Fall frostfrei arbeiten. Wer kein geeignetes Gewächshaus zur Verfügung hat, kann sich mit einer Laubschütte behelfen.
Vermehrung durch Teilung, Wurzelausläufer und Absenker
Staudenclematis lassen sich auch durch Teilung vermehren. Die Clematis sollten mindestens 3 Jahre alt sein, ehe sie die Clematis teilen. In der Praxis werden viele Gartenstauden durch Teilung vermehrt. Die Winterruhe, von November bis Februar, ist die beste Zeit dafür. Sie können auch zu dieser Zeit Clematis teilen, welche in einem Gefäß zu mehreren kultiviert worden sind. Teilung heißt auch gleichzeitig Verjüngung und Vitalisierung in Einem.
Einige Clematis bilden Wurzelausläufer.
Hier sind zu nennen: Clematis orientalis, Clematis alpina, Clematis socialis, Clematis heracleifolia und andere. So verwundert es nicht, dass in direkter Nachbarschaft zur „Stammpflanze“ sich eine neue Clematis etabliert hat. Hier bietet sich ebenfalls eine Teilung als Vermehrungsmethode an. Einzelne Clematis lassen sich auch sehr gut durch Bodenabsenker vermehren. Als Hobbygärtner ist das eine sichere Vermehrungsart. Es dauert deutlich länger als bei Stecklingen. Für viele Sorten sind es 2 – 3 Monate bei dieser Vermehrungsmethode. Sie können Absenker beinahe ganzjährig machen.
Vermehrung durch Veredelung
Clematis durch Veredelung vermehren. Es ist wohl die „Königsdisziplin“ aller Clematis Vermehrungsmethoden! Weltweit gibt es nur wenige Gärtner oder Betriebe die Clematis durch veredeln vermehren.
Die Praxis der Veredelung ist beinahe verloren gegangen. Sie wurde vor 110 Jahren in Kreis Pinneberg von Max Krause eingeführt. Er hatte die Clematis Kultur in Groß Britannien erlernt und quasi mitgebracht. Mein Vater, Friedrich Westphal sen., hatte viele Jahre im Betrieb von Max Krause gearbeitet, bis er sich 1953 selbständig machte.
Es handelt sich bei der Clematis Veredelung um eine Ammenveredelung durch seitliches Anplatten. Eine vergleichbare Vermehrungsart kennen Fachleute bei Nadelgehölzen. Aus Zwei mach Eins! Die „Amme“, Clematis vitalba dient als Veredelungsunterlage und bringt Wurzelvermögen aus einem Jahr Vorkultur mit in die Vermehrung. Die Edelreiser wachsen nach 14 – 21 Tagen mit der Unterlage zusammen und beginnen sofort mit dem Wachstum. Schon während dieser Anwachsphase beginnen die Edelreiser selbständig mit einer eigenen Wurzelbildung, sodass sich zwei verschiedene und gleichwertige Wurzelsysteme bilden. Die Unterlage (Clematis vitalba) bringt kräftiges und gesundes Wachstum mit, zudem ist Clematis vitalba immun gegen Clematis-Welke! Die ehemaligen Wunden, die durch das Veredeln entstanden sind, werden durch einen schnellen Heilungsprozess mit Kallusbildung kompensiert. Eintrittspforten für verschiedene Pilzkrankheiten werden so von vornherein erfolgreich verschlossen. Das feine Wurzelwerk befindet sich meist in den oberen Erdschichten von 20 – 40cm.
Die „echten“ dickfleischigen Wurzeln bringen Speichervermögen mit und können sehr tief ins Erdreich dringen (bis1,50). Trockenperioden können sehr gut überbrückt werden. Der entscheidende Vorteil ist, mit diesen beiden Wurzelsystemen passt sich die Clematis selbständig an die neuen Bodenverhältnisse an. Das kann keine andere Vermehrungsart leisten! Meine Kunden profitieren seit vielen Jahren von diesem Vorteil, ohne es wirklich zu wissen. 👍😉
Für die Vermehrung ist ein Gewächshaus unerlässlich! Der beste Zeitpunkt für eine Veredelung ist der Monat März. Eine Clematis aus dieser Vermehrungsart ist erstmalig im August/September (7 Monate später) verkaufsfertig mit Blüten. (Zum Vergleich: Eine Clematis, die aus Stecklingen vermehrt wurde, benötigt 12-14 Monate bis zur ersten Blüte)
Wildtriebe, die von der Unterlage austreiben könnten, sind bei Clematis ausgeschlossen. Unter anderem kennt man das Problem mit den Wildtrieben bei Rosenveredlungen.